Seit 1989 übt die Schweizer Künstlerin Ruth Bühlmann den Scherenschnitt aus. Immer auf der Suche nach Innovation, erweitert sie den traditionellen schwarz-weißen Scherenschnitt in die dritte Dimension und experimentiert mit Farbe. Ihre Werke, die oft einen Bezug zur Natur haben, konnte Bühlmann bereits auf zahlreichen Ausstellungen in der Schweiz präsentieren.
Ruth Bühlmann ist eine Künstlerin, die stets die künstlerische Herausforderung annimmt. Seit 2009 experimentiert sie mit selbst gedrucktem Papier und später auch mit der Spritztechnik, welche das Papier und den Bildgrund sehr belebt. Es entstehen Schnittbilder von Gräsern und Steinen. Die Schnitte sind nicht fest auf den Grund geklebt, sondern heben sich etwas von ihm ab. Dadurch können die Schnitte kleine Schatten werfen und werden je nach Tageszeit lebendig. Ruth Bühlmanns Pflanzenschnitte gehen über morphologische Studien hinaus, indem die Künstlerin immer auch versucht, den Gegenstand zu abstrahieren. Eindrucksvoll gelingt ihr dies in den Steinbildern, in denen die Adern der Steine verschlungene, negative Linien und Flächen bilden.
Deutete Bühlmann in ihren Papierschnitt-Objekten Räumlichkeit an, so überführt sie in der Serie „ Der rote Faden ist weiß“ das Schnittbild selbst ins Dreidimensionale. In längliches, weißes Papier, welches bis zur Mitte gefaltet wurde, schnitt die Künstlerin in kurzen Abständen hinein. Es entstehen feine Papierstege, die in sich gedreht sind. Diese Papier-Girlanden sind in einem tiefen, weißen Rahmen platziert. An der Seite der untereinander angeordneten Rahmen ist ein roter Faden an der Wand gehängt.
Unter dem Motiv des roten Fadens versteht man seit Goethes „Wahlverwandtschaften“ (1809) einen leitenden Gedanken, einen Weg oder Richtlinie. Bühlmanns roter Faden ist zwar nicht zu übersehen, aber er hat nicht mehr die bestimmende Rolle. Sie haben die Schnitt-Girlanden übernommen. Bühlmanns weißer Faden, ihr leitender Gedanke, ist die Modernität des Scherenschnitts.
Die Schnitt-Worte sind aus farbigem Papier geschnitten. Der Bildgrund wiederholt die Farbe bzw. das Farbspektrum der Schnitt-Worte. Es entsteht der Eindruck eines Labyrinths. Die Schriftschnitte Bühlmanns sind Ornamenten gleich die bisher abstraktesten Werke und regen zum Nachdenken an.
Ruth Bühlmann ist eine Künstlerin, die immer wieder mit neuen Techniken und Interpretationen des traditionellen Scherenschnitts überrascht. Wir sind gespannt, was ihr als Nächstes einfallen wird.
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