Leo, Cecile
* 1858 Groß-Barthen bei Königsberg
? 1926 in Göttingen
Autor(in) Christa und Claus Weber
aus Vereinszeitung SAW 02
Ihr Leben
Cecile Hensel wurde 1858 auf dem Gut Ihres Vaters Groß-Barthen bei Königsberg als zweites von fünf Kindern geboren.
Ihre künstlerische Begabung ist nicht verwunderlich, denn sie war die Enkelin des preußischen Hofmalers Wilhelm Hensel (1774-1861), der mit Fanny Cäcilia (1805-1847), der Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy verheiratet war. W. Hensels Bedeutung liegt vor allem darin, die damalige Berliner Gesellschaft in feinsinnigen, treffenden Porträtzeichnungen festgehalten zu haben. Sein Sohn Sebastian (1830-1898) studierte Landwirtschaft und erwarb um 1852 das Gut Groß-Barthen bei Königsberg. Nach schweren Fieber-Erkrankungen von Frau und Sohn verkaufte er 1872 das Gut und zog nach Berlin. Dort wurde er Mitglied der Direktion der Deutschen Baugesellschaft, danach Leiter der Hotelgesellschaft Berlin, deren Hauptprojekt das Hotel Kaiserhof war. Er betrachtete sich als «begabten Dilettanten», vor allem zeichnete und malte er Bücher für seine Kinder, zu denen er auch die Texte schrieb.
Cecile Hensel wurde 1858 auf dem Gut Ihres Vaters Groß-Barthen bei Königsberg als zweites von fünf Kindern geboren.
Ihre künstlerische Begabung ist nicht verwunderlich, denn sie war die Enkelin des preußischen Hofmalers Wilhelm Hensel (1774-1861), der mit Fanny Cäcilia (1805-1847), der Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy verheiratet war. W. Hensels Bedeutung liegt vor allem darin, die damalige Berliner Gesellschaft in feinsinnigen, treffenden Porträtzeichnungen festgehalten zu haben. Sein Sohn Sebastian (1830-1898) studierte Landwirtschaft und erwarb um 1852 das Gut Groß-Barthen bei Königsberg. Nach schweren Fieber-Erkrankungen von Frau und Sohn verkaufte er 1872 das Gut und zog nach Berlin. Dort wurde er Mitglied der Direktion der Deutschen Baugesellschaft, danach Leiter der Hotelgesellschaft Berlin, deren Hauptprojekt das Hotel Kaiserhof war. Er betrachtete sich als «begabten Dilettanten», vor allem zeichnete und malte er Bücher für seine Kinder, zu denen er auch die Texte schrieb.
Im Berliner Westend führte er mit seiner Familie ein gastliches Haus, in dem bedeutende zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler verkehrten. In dem großbürgerlichen Haushalt erhielten die Kinder eine allgemeine, umfassende Bildung, zu der neben klassischen und modernen Sprachen vor allem die Ausbildung und Förderung musischer Begabungen zählte. Dazu gehörte für die beiden Schwestern Fanny (1857-1891) und Cecile auch Zeichnen und Malen. Für diese Betrachtung allerdings ist wichtig, dass die jüngere Schwester Wilhelm Hensels, Luise (1798-1876), Dichterin des Gedichts «Müde bin ich, geh zur Ruh» bereits bei ihren Besuchen 1864 und 1868 in Groß-Barthen, in den beiden Schwestern die Begeisterung für Scherenschnitte geweckt hatte. Sie pflegten diese Kunst mit Liebe zum Detail und Humor, wie folgende kleine Anekdote zeigt: Fanny und Cecile stibitzten häufig die Mal- und Zeichenutensilien ihres Vaters, der sie dann nicht finden konnte und ungehalten wurde. Um ihn zu besänftigen kauften sie einen Pinselkasten, beklebten ihn mit selbst geschnittenen Silhouetten und der sinnigen Aufschrift: «Sesam öffne dich», darunter in Klammern gesetzt «(aber nur für mich)» und den Initialen «SH» des Vaters.
Am 20.03.1883 heirateten die beiden Schwestern Fanny (Roemer) und Cecile (Leo). Cecile lebte mit ihrem Mann Friedrich (1851-1914), einem klassischen Philologen, zunächst in Rostock, dann bis zu ihrem Tod 1828 in Göttingen. Sie war extrem kurzsichtig, zeichnete die Entwürfe mit wenigen Strichen, hielt dann das Papier sehr dicht an die Augen, um den Schnitt auszuführen. Zeit ihres Lebens bedauerte sie immer wieder, dass sie keine künstlerische Ausbildung erhalten hatte. Ihre zweite Leidenschaft war ihr Garten, der so schön gewesen sein soll, dass alle Leute stehen blieben um ihn zu bewundern. C. Leo verschenkte zu allen Gelegenheiten in der Familie Scherenschnitte, wie zur Taufe von Frau Fanny Kistner-Hensel, deren Schwester Cecile und dem 10. Hochzeitstag ihres Bruders Paul (1860-1930). Leider konnten wir kein Bild C. Leos finden, allerdings gibt es ein «Tierisches Selbstportrait» als Käuzchen, wie sie im Familienkreis genannt wurde. Es ist auf einem Schnitt zu finden, den sie 1922 in das Weihnachtsgeschenk für ihren Bruder Paul (die Odyssee im Urtext) einklebte. Die Noten sind die Anfangstakte des Liedes von Felix Mendelssohn «Diese Rose send ich Dir in die weite Ferne».
Ihr Werk
Das Titelblatt zeigt in den Buchstaben den selben Duktus, wie die des Namens Cecile auf einem Fächer. Während die Schnitte dieser Mappe, entstanden vor der Heirat 1883, noch deutlich den Stil der klassischen Scherenschnittkünstler, vor allem Paul Konewkas zeigen, wird später der Einfluss des Jugendstils immer deutlicher. Eine sehr aufwendig gestaltete Mappe mit 8 teilweise goldgehöhten Scherenschnitten wurde im Kunstwart-Verlag vermutlich um 1910 herausgegeben. Das erste Blatt tragt den Titel «Lenz Triumphator» und beruht auf dem gleichnamigen Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer:
Frühling, der die Welt umblaut,
Frühling mit der Vöglein Laut,
Deine blühnden Siegespforten
Allerenden, allerorten Hast du niedrig aufgebaut!
Ungebändigt, kreuz und quer
Ober alle Pfade her
Schießen blütenschwere Zweige,
Daß dir jedes Haupt sich neige,
Und die Demut ist nicht schwer.
Frühling mit der Vöglein Laut,
Deine blühnden Siegespforten
Allerenden, allerorten Hast du niedrig aufgebaut!
Ungebändigt, kreuz und quer
Ober alle Pfade her
Schießen blütenschwere Zweige,
Daß dir jedes Haupt sich neige,
Und die Demut ist nicht schwer.
Zum 10. Hochzeitstag ihres Bruders Paul schenkte sie ihm 1927 einen Scherenschnitt, der ein Paar zeigt, welches Vor Hephästos steht, darunter eine Zeile in altgriechischer Schrift. Beide beziehen sich auf Platos Symposium: «So will ich euch zusammenschmelzen und in eines zusammen schmeißen, dass ihr statt zwei einer seid». In seinem Dankesbrief gibt er eine interessante Interpretation dieses Schnittes ab: «Gar kein lieberes Motiv hättest Du wählen können, als dieses, um mir die denkbar größte Freude zu machen. Und nun, wie hast Du es gemacht. Darüber ließe sich ganz außerordentlich viel sagen, aber ich will mich auf das beschränken, wie du es gemacht hast. Nämlich auf die köstlichste Art, wie aus dem gewaltigen Hephastos ein treuer deutscher Handwerksmeister geworden ist, der so ehrpusselig und treu besorgt an seine, gewiss nicht leichte Aufgabe geht, dass man in der frohen Zuversicht leben kann – der kanns. Über das Liebespaar will ich billig schweigen, denn vieles sagen lässt sich darüber nicht, sintemal, wenn man kein geborener Dichter ist, die Worte im besten Fall unsere Gedanken ausdrücken, auf die es aber hier verflucht wenig ankommt, nicht aber unsere Gefühle, auf die es hier verflucht wenig ankommt, nicht aber unsere Gefühle, auf die es hier allein ankäme. Nur das mochte ich sagen, dass es ein sehr feiner Einfall von Dir war, die Liebende voran zustellen in all ihrer Ergebenheit und Entschlossenheit, die vor der festesten Verbindung nicht zurückschreckt, sondern sie ersehnt. Wogegen dem Liebenden doch mehr zumute ist, wie jemandem, der ein Wunder erlebt, aber es mehr an sich geschehen lässt, als dass er es selbst gestaltet.»
Weitere Arbeiten Cecile Leos sind uns aus Kalendern der zwanziger Jahre und einem Liederheft bekannt.
Hallo, ich finde die Scherenschnitte von Cecile Leo wunderbar.
Bei wem liegen denn die Bildrechte? Wen darf ich kontaktieren?
Danke für Ihre Hilfe!