Helga Borngässer-Geyl

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Autor/in Antje Buchwald
SAW33

www.papierschnittkunst.de

 

Frauenträume

Seit 1999 widmet sich Helga Borngässer-Geyl (geb. 1947) dem Scherenschnitt. Autodidaktisch näherte sie sich dieser Technik durch Nachschnitte an.

Bereits seit frühester Jugend übte sie sich im Zeichnen und im Sticken wie der Richelieustickerei oder der Nadelmalerei. Erstgenannte gehört zur Weißstickerei, bei der ausgeschnittene Ornamente durch Feston-stiche (auch Languetten- oder Schlingstich) zur Randbefestigung dienen und mit Stegen verbunden sind. Kardinal Richelieu (1585-1642) ließ sie als billigen Ersatz für die aufwändige Nadelspitze einführen. Bei der Nadelmalerei erinnern hingegen Farbübergänge vieler dicht nebeneinander und teilweise ineinander gesetzter Flachstiche an Malerei.

Hiermit steht Helga Borngässer-Geyl in der künstlerischen Tradition weiblicher Künste. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts subsumierte man hierunter besonders textile Künste, welche die Frauen in Mußestunden ausführen konnten. Von den Lehren an den Akademien ausgeschlossen, waren Frauen gezwungen, ihre künstlerischen Neigungen im Kunsthandwerk auszuführen. Berühmtes Beispiel hierfür ist Luise Duttenhofer (1776-1829), der eine Ausbildung zur Malerin untersagt wurde und die sich fortan im Scherenschnitt ausdrückte. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gelang es allmählich, das Studium von Frauen an Kunstgewerbeschulen und Kunstakademien gegen Widerstände und Vorurteile durchzusetzen.

Die hier gezeigten Werke Helga Borngässer-Geyls zum Thema Frauenträume zeigen Schwarzschnitte von diversen Schuhen. Es sind keine gewöhnlichen Schuhe, sondern sehr filigran geschnittene Stöckelschuhe mit floralen Applikationen. Zuweilen kann man sich nur schwer vorstellen, auf diesen Schühchen zu gehen, besonders wenn der Absatz aus Blumenblättern besteht. Assoziationen an die Bewegung des Jugendstils werden hervorgerufen, bei der dekorativ geschwungene Linien sowie flächenhafte florale Ornamente kennzeichnend sind.

 

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Frauen und Schuhe ist ein allseits bekanntes Klischee, das die Künstlerin hier aufgreift und weiterträumt, indem sie sich ihre eigenen Schöpfungen schneidet.

 

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