Gezeichnet, gebastelt, genäht….. kurzum, kreative Dinge getan, habe ich schon immer sehr gern.
Etwas gestalten, meine Ideen, meine Kreativität ausleben, dass war auch meine Motivation, als ich 1984, nach abgebrochenem Studium wieder in Schmölln ankam und auf der Suche nach einem Zeichenzirkel oder ähnlichen zum Kulturbund ging.
Da es den nicht gab, wurde ich eingeladen, zum Scherenschnitt zu kommen. „Da müssen Sie auch vorher zeichnen können“, wurde mir damals gesagt. Und so begann ich in einem Kreis von Frauen, dem heutigen „Freundeskreis Scherenschnitt“, unter künstlerischer Leitung von Luise Neupert, in die Welt der schwarz-weißen Kunst und der Arbeit mit Papier in vielfältigster Weise einzutauchen.
Bei meinem gewählten beruflichen Werdegang als Baufacharbeiter mit Abitur, dann 1994 dem Abschluss als Verwaltungsfachwirt und Diplomverwaltungs- betriebswirt (VWA) und der Arbeit im Landratsamt hatte ich nicht daran gedacht, meine Kreativität darin vordergründig auszuleben.
Erst mit meiner regelmäßigen Yogapraxis wurde mir klar, wie wichtig es mir ist, im eigenen Leben Raum dafür zu haben. Ich begann mehr zu schneiden. Es entstanden auch eigene Arbeiten außerhalb des Freundeskreises, wie die drei Bilder für meine Geschwister. Ich begann Saxophon zu spielen und 2011 beendete ich erfolgreich die Ausbildung zur Yogalehrerin.
Märchenhaftes in Papier
In den 30 Jahren sind ungezählte Bilder entstanden. Viele davon wurden als Gruppenarbeiten des Freundeskreises zu Geschenken oder Leihgaben an verschiedene Einrichtungen im Landkreis oder Freunde. Von einigen gibt es nur noch Skizzen, später machten wir Foto’s oder Scans, andere sind leider einfach verschwunden.
Mein erster Scherenschnitt war „Rumpelstilzchen“ nach dem Märchen der Brüder Grimm, gefolgt von „Frau Holle“, dem „Kleinen Muck“, dem „Fliegenden Holländer“, „Hase und Igel“ und den „Sieben Schwaben“… Später folgten „Der gestiefelte Kater“, das Donaumärchen „Schalga“ oder „Das singende, klingende Bäumchen“.
Auch Sagen aus dem Landkreis Schmölln, der „Zauberlehrling“ nach einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe oder die „Vogelhochzeit“ dienten als Vorlage für Schnitte.
Die Technik des klassischen Scherenschnitts, die ich bei Luise Neupert erlernen durfte, lässt sich beispielhaft am Bild der „Sieben Schwaben“ nachvollziehen. Andere Arbeiten entstanden als Farbpapiercollagen. Die farbigen Papiere entstanden im Hause Neupert und wurden von Hans Neupert kreiert.
Ein jeder Scherenschnitt erfordert die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Geschichte, dem Märchen, der Sage. Es entstehen Ideen im Kopf und Skizzen auf Papier. Die Umsetzung selbst lässt dann Raum für eigene Ideen, erfordert jedoch auch ein Denken in schwarz-weiß und dabei immer die Spiegelwirkung beachtend, da von der Rückseite des Papiers geschnitten wird…und jede Menge Geduld und eine spitze Schere…
Eingebettet in den Freundeskreis Schmölln, der sich noch heute einmal im Monat unter dem Dach der Volkshochschule Schmölln trifft, entwickelte ich meine eigene Handschrift. Zum Freundeskreis gehören heute neben mir Elke Sieg, Renate Jähler, Ilse Schmiedel, Elke Kettmann (Schmölln), Ingeborg Schönhoff, Ursula Gramatzki (Gößnitz), Elfriede Baltrusch (Meuselwitz), Hella Graichen, Gerda Berthold und Eva Fischer-Wagenitz (Altenburg). Ich gedenke Luise Neupert, Ingeborg König (Schmölln) und Doris Engelmann (Jena).
Papiercollagen von A bis Z
Viele unserer Gruppenarbeiten entstanden meist mit dem Gedanken, kahle Wände in öffentlichen Gebäuden zu gestalten, um anderen Menschen mit dem was uns beim Entstehen Freude bereitet, Freude beim Betrachten und Entdecken zu machen.
So entstanden u.a.:
- „Die Vogelhochzeit“ – für das ehemalige Krankenhaus Schmölln (teilweise erhalten)
- „Alphabet von A-Z“ – für die damalige POS „Richard Sorge“ Schmölln (verschwunden)
- „Englisches Alphabet von A-Z“ – für die damalige POS „Richard Sorge“ Schmölln – jeweils Eigenbesitz
- „Kopfprofile“ – jeweils Eigenbesitz
- „Der Zauberlehrling“ – ehemalige Zahnstadion Schmölln (verschwunden)
- „Sagen aus dem Landkreis Schmölln“ – Geschenk an den Enzkreis
- Denkmale im Landkreis Altenburger Land – aufgekauft vom Landkreis Altenburger Land für Einzelgeschenke
- „Geometrische Figuren“ – jeweils Eigenbesitz
- „Musikinstrumente“ – Musikschule Schmölln (teilweise erhalten)
- Bilder zur „BUGA in Gera“ – Volkshochschule Altenburg
- „Eisenbahnen im Wandel der Zeit“ – Ankauf durch die Stadt Schmölln
- „Flugzeuge im Wandel der Zeit“ – Leihgabe Flugwelt Nobitz
- altes Handwerk – Eigenbesitz
- verschiedene „Kräuter und Pflanzen“ – für das ehemalige Krankenhaus Schmölln, das Altersheim am Brauereiteich und das Diakonissenhaus in Dresden
- „Der Prinzenraub zu Altenburg“ – verkauft an das Altenburger Schloss
- Kinderreime
- „Trachten in Deutschland“ – Deutsches Trachtenfest 2012 jeweils Eigenbesitz
Andere Arbeiten entstanden direkt als Auftragswerk wie beispielsweise:
„Kurse an der Volkshochschule Schmölln“, „Länder der Erde“ für die Volkshochschule Altenburg und „Schmöllner Stadtansichten“ für das Rathaus der Stadt Schmölln.
Im doppelten Sinne und geflügelte Worte
Irgendwann 2007 sollte Rübezahl zum Thema unserer Arbeiten werden. Damit konnte ich mich nicht anfreunden, wie mit so manch anderem genannten Gruppenthemen auch. In diesen Fällen gibt es dann auch von mir keine Arbeiten.
Rübezahl wäre bei mir immer wieder Rumpelstilzchen geworden, was wir inzwischen nochmals geschnitten hatten.
Luise Neupert, die inzwischen schon von Krankheit gezeichnet war, bat mich, Rübezahl doch zu schneiden. In meinem Kopf entstand das darin enthaltene Wortspiel der Rübe mit Zahlen zum Bild, der Anfang einer Reihe, die uns viel Freude bereitet hat und immer wieder die Verbindung zu unserer Sprache herstellen lässt, wie schon bei den Kinderreimen, der Vogelhochzeit, Balladen oder Sagen…
Der Fundus ist schier unendlich, wie meine hier gezeigten Bilder vom Verkehrsschild bis hin zum Beruf und vielen anderen zeigen. Im Reussischen Hof ist eine Serie „kulinarischer Leckerein“ im „doppelten Sinn zu sehen, wie zum Beispiel die Apfeltasche. Und die Freude, Sprache umzusetzen, hält bis heute an. Jetzt werden „geflügelte Worte“ umgesetzt.
Seit 2006 erscheint jährlich ein thematischer Kalender mit Arbeiten aller „Mitschneiderinnen“, der bei Liebhabern schon zum Sammlerstück geworden ist und es gibt Karten von Einzelmotiven. Verschiedene Ausstellungen in der Stadt Schmölln, im Landratsamt Altenburger Land, Posterstein, in Neustadt an der Orla und in Berlin wurden von den Mitgliedern des Freundeskreises gestaltet.
Und wie weiter?
Zu der Zeit von Rübezahl begriff auch ich, dass Scherenscnitt mein Ausdruck ist. Meine Arbeiten wurden filigraner, ich habe ein Skizzenbuch voller Ideen, die auf Umsetzung warten, viele Ideen im Kopf und freue ich mich auf weitere kreative und entspannende Stunden ebenso wie auf erfreute Betrachter.
Angela Kiesewetter-Lorenz im März 2015
Ich bin stolz auf Dich und freue mich auf die kommenden Werke!